Nachdem ich mich im ersten Teil den theoretischen Grundlagen gewidmet habe, komme ich heute zu den ersten praktischen Hinweisen. Der Artikel beschäftigt sich mit der Tauchgangsvorbereitung und weiteren vorbeugenden Maßnahmen.
Foto: Vereister See

Nachdem ich mich im ersten Teil “Wärmestrategien beim Tauchen: Warum frieren wir?” den theoretischen Grundlagen gewidmet habe, komme ich heute zu den ersten praktischen Hinweisen. Der Artikel beschäftigt sich mit der Tauchgangsvorbereitung und weiteren vorbeugenden Maßnahmen.

Gerade bei anspruchsvollen Tauchgängen sollte die Vorbereitung einen hohen Stellenwert einnehmen und schon frühzeitig beginnen. Tauchgänge bei niedrigen Luft- und/oder Wassertemperaturen sollten dabei als anspruchsvoll gezählt werden.

Ich möchte die nachfolgenden Punkte in vier Kategorien gliedern:
“Vor dem Tauchgang” (z.B. am Tag oder mehrere Stunden davor), “direkt vor dem Tauchgang”, “während des Tauchgangs” und “nach dem Tauchgang”.

Die meisten Sachen wird man als selbstverständlich ansehen, aber vielleicht ist doch der ein oder andere Tipp dabei, mit dem man seine eigene Strategie noch verbessern kann?!

Vor dem Tauchgang:

Wahl und Vorbereitung der Ausrüstung am Vortag

Vermeidet Stress und Fehler und man hat am Tauchtag mehr Zeit (was das Wohlbefinden steigert).

Fertig gepacktes Auto in der Garage unterbringen

Garagen-Besitzer können ihr Auto am Vortag packen und dort abstellen. Man vermeidet Stress und erspart sich die Anstrengungen durch das Tragen und Einladen der schweren Ausrüstung am Tauchtag. Zudem bleibt diese in der Garage ausreichend warm.

Ausreichend Schlaf

Sorgt dafür, dass man fitter ist und mehr Energie zur Verfügung hat. Das führt dazu, dass man später anfängt zu frieren.

Direkt vor dem Tauchgang

Umziehen im Warmen und Trockenen

Steht keine Unterkunft zur Verfügung, sollte man versuchen möglichst viel im (warmen) Auto vorzubereiten und sich (wenn es geht) so weit wie möglich dort umzuziehen. Die Wärme sollte erst verlassen werden, wenn man sich für den Tauchgang fertig macht.

Wahl des richtigen Zeitpunkts um den Unterzieher anzuziehen

Die Bedingungen vor Ort bestimmen oft, wo und wann der Unterzieher angezogen wird. Zieht man sich bereits zuhause an, kann das dazu führen, dass man beim Tragen oder durch die Wärme im Auto anfängt zu schwitzen. Eine Möglichkeit wäre zuerst nur die Funktionsunterwäsche (z.B. unter einem Trainingsanzug) anzuziehen und erst vor Ort den Trainingsanzug gegen den Unterzieher auszutauschen.

Plane oder Matte unterlegen

Eine untergelegte dicke Plane oder Matte verhindert beim Anrödeln, dass die Kälte des Bodens an die Füße kommt und man bereits vor dem Tauchgang anfängt zu frieren. Zudem ist man vor Dreck geschützt.

Keine anstrengenden Tätigkeiten oder Stress

Rechtzeitiges und gemeinsames Anrödeln verhindert Stress. Ebenso sollte man sich auch nicht unter (Zeit-) Druck setzen lassen. Das persönliche Wohlbefinden trägt viel dazu bei wie schnell man anfängt zu frieren.

Keine Wartezeiten mit angelegter Ausrüstung

Nach dem Anrödeln unverzüglich ins Wasser gehen und nach dem Check und der Gewöhnung gleich abtauchen. Wartezeiten mit Ausrüstung sind anstrengend, kosten Energie, führen zum Schwitzen und zur Auskühlung.

Keine langen Fußmärsche mit Ausrüstung

Lange Wege zum Wasser in voller Montur sind zu vermeiden. Dies verbraucht unnötig Energie und fördert das Schwitzen (was wiederum zur Auskühlung führt).

Während des Tauchgangs

Immer ausreichend Luft in Anzug und Trockentauchhandschuhen

Damit der Unterzieher gut isolieren kann, sollte genug Luft im Anzug sein. Auch bei Trockentauchhandschuhen muss aus diesem Grund der Luftaustausch sichergestellt werden. Erreichen kann man dies durch einen kleinen Schlauch oder durch ein Stück vom Unterzieher oder der Funktionsunterwäsche, das zwischen Latexmanschette und Haut gezogen wird.

Nierengurt tragen

Ein Nierengurt hält wie beim Motorradfahren die Nieren warm. Neoprennierengurte sind zwar weit verbreitet, führen aber leichter zum Schwitzen, was wiederum zur Auskühlung führt. Es sollte also ein atmungsaktives Textilgewebe gewählt werden.

Das Gesicht schützen

Das Gesicht bleibt als die einzige Stelle zum Teil frei und damit Wasser und Kälte ausgesetzt. Die beste und teuerste Möglichkeit dem abzuhelfen ist der Kauf einer Vollgesichtsmaske. Alternativ gibt es sogenannte Eishauben, die meist aus Latex bestehen und bis auf den Augen-/Nasen- und den Mundbereich nichts frei lassen.

Das Gesicht eincremen

Alternativ dazu kann man sich das Gesicht mit einer Creme einschmieren, die nicht auf Wasserbasis hergestellt wurde, sondern stattdessen z.B. mit Lanolin (Wollwachs). Bei Taucher sind wohl Penaten-Creme und Vaseline am bekanntesten. Darüber hinaus eignen sich aber auch Produkte wie Hipp Wind & Wetter Balsam, Calendula Wind- und Wetterbalsam (von Weleda) oder (kosmetisches) Melkfett. Diese Cremes erzeugen einen isolierenden Film auf der Haut, der schützt und gleichzeitig ein Mittel gegen Auskühlung ist. Eine Creme auf Wasserbasis dagegen hat diesen Effekt nicht und würde bei Minustemperaturen an der Luft anfangen auf dem Gesicht zu frieren.

Lippenschild benutzen

Um die Lippen vor dem kalten Wasser zu schützen kann man sich ein kleines Lippenschild aus Gummi am Mundstück anbringen. Dies verhindert auf einfache Weise, dass die Lippen permanent mit kaltem Wasser umspült werden.

Kältebrücken vermeiden

Bei Kältebrücken handelt es sich um Stellen, an der die Isolierung so schlecht ist, dass die Kälte von außen leicht an den Körper kommt. Dies geschieht besonders leicht im Bereich des Halses und der Hände.
Die meisten Trockis haben eine separate Kopfhaube und eine Latexmanschette zum Abdichten. Diese bietet allerdings keine Isolierung und liegt direkt auf der Haut. Mit einer gut anliegenden Kopfhaube und einem Wärmekragen aus Neopren kann man die Kältebrücke aber verhindern.

An den Händen kann es im Bereich der Handgelenke zu Kältebrücken kommen:
Bei Nasshandschuhen ist wiederum die Latexmanschette die Schwachstelle. Man kann aber mit einfachen Mitteln etwas dagegen unternehmen, beispielsweise in dem man sich Stulpen bastelt. Wie man das macht könnt ihr z.B. bei www.tipps-fuer-taucher.de nachlesen.

Bei Trockentauchhandschuhen mit Ringsystem haben wir das so nicht, allerdings schützt hier nur ein Kunststoffring in Verbindung mit der Latexmanschette die Haut. Um keine freie Hautstelle zu haben, kann man auch die Ärmel der Funktionsunterwäche unter der Latexmanschette hindurchziehen. Dies ermöglicht auch einen (begrenzten) Luftaustausch.

Alu-Einlagen in angesetzte Füßlinge

Hat man an seinem Trocki angesetzte (stabile) Füßlinge kann man Alu-Einlagen verwenden. Die verhindern an Land die Auskühlung über die  Füße, indem sie eine zusätzliche Isolationsschicht zum Boden bilden.

Nach dem Tauchgang

Schnell Umziehen und ins Warme

Ist keine warme Unterkunft verfügbar sollte man wenigstens schauen, dass man wind- und wettergeschützt steht und sich schnell warme (trockene) Kleidung anzieht.

Warme Getränke und Essen

Tee oder Kakao sind ideal um sich aufzuwärmen. Zudem führen sie dem Körper neue Energie zu. Auch sollte nicht vergessen werden etwas zu essen (siehe unten).

So viel zu den Punkten die man durch eine gute Vorbereitung tun kann um möglichst fit und warm den Tauchgang durchführen zu können. Das meiste ist wie gesagt eigentlich einfach und selbstverständlich, aber trotzdem hält man die Kombination aus den genannten Dingen doch selten ein.

Was noch fehlt

Einen Punkt habe ich bewusst so gut wie nicht angesprochen: die Ernährung.
Dabei ist diese besonders wichtig für uns, auch wenn man es selber ganz gerne auch mal nicht wahrhaben möchte. Um warm zu bleiben braucht unser Körper Energie, die er sich aus der aufgenommenen Nahrung und aus den angelegten Reserven holt.
Ich fand jedoch, dass das Thema den Rahmen dieses Artikels hier sprengen würde und werde deshalb im nächsten Teil des Workshops näher auf diesen Punkt eingehen.

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