Im letzten Teil haben wir uns mit den theoretischen Punkten beschäftigt, dieses Mal gehen wir auf einige Punkte ein, über die man vor der Anschaffung einer Kamera für die Unterwasserfotografie nachdenken sollte.
Foto: Kameras

Wir erheben bei der Auflistung der Kaufaspekte keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da das Spektrum an Kaufoptionen bei Kameras und Zubehör schier unendlich ist.

Warum sollte man sich eigentlich Gedanken über die einzelnen Aspekte machen?

Nun, zum Einen, weil Kamera, Unterwassergehäuse & Co. viel Geld kosten – und die wenigsten von uns haben zu viel davon 😉 – aber davon abgesehen ist es wie bei den meisten Sachen: Wer billig (oder am Anfang falsch) kauft, kauft doppelt.

Da der Markt schnelllebig ist – was Produktinnovationen und Preise angeht – möchten wir auf einige grundsätzliche Punkte eingehen und nur Preisspannen anstatt genaue Preise nennen.

Foto oder Video?

Eine der ersten Fragen die man sich stellen sollte, ist: Mache ich mehr Fotos oder will ich eher Videos erstellen?

Die meisten Kameras sind heute mit einer vernünftigen Videofunktion ausgestattet, HD-Qualität sollte Standard sein, wenn viel gefilmt wird, sollte auf FullHD-Qualität geachtet werden. Für ständige bis hin zu (semi-) professionellen Aufnahmen sind die Videofunktionen in fast allen Kameratypen aber nicht gedacht. Hier sollte überlegt werden, ob die Anschaffung einer Videokamera nicht mehr Sinn macht. Zudem stellen Videos ganz andere Anforderung an die Beleuchtung als Fotos.

Für die Betrachtung der weiteren Punkte fällt unsere Entscheidung auf Unterwasserfotografie mit Option zu filmen.

Wo tauche ich und wie oft will ich die Kamera benutzen?

Die nächste Frage, die man sich stellen sollte, ist, wofür und wo man die Kamera einsetzen möchte. Möchte ich eine Kamera, die ich überwiegend an Land benutze, nur mal eben mit zum Schnorcheln nehmen um da Schnappschüsse zu machen, oder möchte ich damit tauchen gehen? Benutze ich sie nur beim Tauchen im Meer oder auch zu Hause im heimischen (dunklen) See? Wie oft möchte ich sie benutzen? Ein Mal pro Jahr im Urlaub oder regelmäßig? Je nach dem wo ich tauche und unter welchen Bedingungen die Kamera eingesetzt wird, muss sie andere Anforderungen erfüllen. Angefangen vom Objektiv (Lichtstärke) über das Unterwassergehäuse (Tauchtiefe) bis hin zur Zusatzausrüstung (wie Licht und Blitz).

Die Kameratypen-Wahl:

Jetzt wird es ernst: Welcher Kameratyp ist der richtige für mich?
Vorweg: Eine Profikamera macht dabei aber noch lange keinen guten Fotografen!
Wir stellen die Kameratypen kurz vor und haben sie aufsteigend nach dem Preis sortiert aufgelistet:

Einwegkameras

Diese Kameras kennt wohl jeder (waren früher sogar weit verbreitet), die meisten Drogerien haben sie im Angebot und sie sind günstig für 10 bis 20 Euro zu haben. Allerdings sind die Einschränkungen hier auch am höchsten, zum Beispiel durch die geringe Anzahl von Fotos oder die fehlende Möglichkeit Fotos auf den heimischen PC laden zu können. Die maximale Tauchtiefe liegt bei den besseren Geräten um die 10 Meter. Die Qualität der Aufnahmen reicht für Schnappschüsse gerade so aus, zu viel sollte man nicht erwarten, die Objektive sind schwach und benötigen viel Licht, man verzichtet auf alle Einstellungsmöglichkeiten und einen Blitz.

Im besten Fall kann man sie noch beim Schnorcheln im klaren Meerwasser bei viel Sonneneinstrahlung benutzen.

Outdoorkameras

Dreck, Sand und Wasser sind eigentlich der Feind einer jeden Kamera. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Sogenannte Outdoorkameras sind durch ihre Bauweise (Dichtringe, verstärktes Gehäuse) gegen feine Partikel, Wasser und Stöße bis zu einem gewissen Grad geschützt. Günstige Kameras weisen ein eher lichtschwaches Objektiv auf, halten nur Stürze aus geringer Höhe aus und sind nur bis ca. 5 Meter wasserdicht. Mit dem Preis steigt auch hier die Qualität: die Objektive werden ebenso wie der Zoom stärker, die maximale Belastbarkeit steigt und sie sind bis zu 12 Metern Tiefe dicht. Für Leute die gelegentlich mal im flachen Wasser tauchen, aber ansonsten viel im Gelände unterwegs sind, ist die Kamera sicher eine gute Wahl. Wer hier etwas mehr will, sollte darauf achten, dass es ein passendes Unterwassergehäuse (für Tiefen >12 Meter) gibt.

Einfache Outdoorkameras bekommt man schon für 40 Euro, gute liegen preislich bei bis zu 400 Euro. Nicht für alle ist ein passendes UW-Gehäuse zu haben, preislich liegen die so um die 200 bis 250 Euro.

Kompaktkameras

Kompaktkameras stellen die größte Gruppe dar. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie vornehmlich klein und handlich sind. Objektiv und Gehäuse sind fest miteinander verbaut, die Zoomstärke ist stark eingeschränkt. Dieser Kameratyp ist am häufigsten Unterwasser anzutreffen. Der große Vorteil von Kompaktkameras ist, dass der Markt eine Vielzahl an Modellen und passendem Zubehör zu bezahlbaren Preisen bereithält. Mit diesem lassen sich bereits gute bis sehr gute Fotos machen. Preislich bewegt man sich hier für ein Set aus Kamera und Gehäuse ab 400 Euro (für einfache Modelle) bis zu deutlich über 1000 Euro für bessere Kameras.

Bridgekameras

Sie sind praktisch die Brücke zwischen Kompakt- und Spiegelreflexkameras und haben Eigenschaften der beiden anderen Arten: Objektive, die in der Regel lichtstärker sind als bei kompakten, gute Zoomobjektive mit einem großen Brennweitenbereich (hoher Zoomfaktor möglich) oder ein besserer Sucher. Allerdings ist bei Bridgekameras das Objektiv (wie bei Kompaktkameras) fest verbaut und damit nicht austauschbar, was dazu führt, dass sie zwar bei der Makro- und der Weitwinkelfotografie besser als Kompaktkameras, aber nicht so leistungsfähig wie Spiegelreflexkameras sind. Auch neigen Bridgekameras wie ihre kleineren Geschwister zu Bildrauschen bei hohen ISO-Werten. Nachteilig sind zudem die Größe und die höheren Anschaffungskosten für Kamera und UW-Gehäuse, im Vergleich zu Kompaktkameras.

Aktuelle Kameras liegen zwischen 300 und 500 Euro, bei den Gehäusen gibt es große Unterschiede beim Preis. Gibt es nämlich kein Unterwassergehäuse direkt vom Hersteller (Preise ab 250 Euro), können hier Kosten um die 1000 Euro entstehen.

Systemkameras

Systemkameras gehen noch einen Schritt weiter, so können hier z.B. auch die Objektive gewechselt werden und die Bildqualität bleibt auch bei hohen ISO-Werten gut. Zudem haben sie mehr Einstelloptionen, eine bessere Serienbildgeschwindigkeit und eine bessere Schärfentiefe.

Die Nachteile für diese verbesserten technischen Eigenschaften liegen allerdings auf der Hand: Sie sind größer und schwerer, sowie deutlich teurer in der Anschaffung. Die Kamera an sich liegt bei 400 bis zu 1000 Euro, abhängig von den Eigenschaften und dem gewählten Objektiv. Auch bei Systemkameras gibt es nicht viele UW-Gehäuse vom Hersteller der Kamera. Wenn es welche gibt, liegen diese bei 500 bis 800 Euro, Gehäuse von Fremdherstellern beginnen bei ca. 700 Euro. Beachtet werden sollte zudem, dass bei vielen Gehäusen (auch bei Bridgekameras) kein interner Blitz mehr verwendet werden kann, sondern sich zwingend ein externer Blitz angeschafft werden muss.

Spiegelreflexkameras

Die digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) ist die erste Wahl für den ambitionierten Fotografen (und den Profi), denn sie ist unübertroffen in Qualität und Quantität der Einstellungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel bei Verschlusszeit, Brennweite und Auswahl an wechselbaren Objektiven. Das hat aber auch seinen Preis, denn die DSLR ist an sich schon recht teuer. Selbst wenn man bei “Schnäppchenangeboten” (z.B. Kamera und Objektiv für 400 Euro) im Elektrogroßhandel zugreift: Man hat damit erst die Spitze des Eisbergs erklommen. Es ist nicht unüblich, dass die Kameragehäuse ähnlich wie bei den System- und Bridgekameras ein Vielfaches der Kamera kosten.

Zudem gibt es bei DSLRs noch weniger Hersteller, die selber Gehäuse für ihre Kameras anbieten. Olympus ist hier ein Beispiel, auch wenn das Gehäuse dann auch schon bei 1000 Euro liegt. UW-Gehäuse von Drittanbietern liegen bei 1000 bis 3000 Euro plus Extras wie Leck-Warner oder ähnliches. Auch bei Spiegelreflexkameras ist man auf externe Beleuchtung zwingend angewiesen, auch sollte man sich noch gründlichere Gedanken über eine angemessene Transportverpackung machen. Am Ende landet man hier also bei 2500 bis 3000 Euro – im unteren Bereich. DSLRs für den Unterwassereinsatz lohnen sich damit vorwiegend für sehr ambitionierte Fotografen und Profis.

Fazit zu “Unterwasserfotografie: Kaufaspekte 1”

Im ersten Teil der “Kaufaspekte” haben wir uns nun mit allgemeinen Fragen und der Auswahl des Kameratyps beschäftigt. Im nächsten Teil (“Kaufaspekte 2”) wollen wir einige Details herausgreifen, auf die man beim Kauf konkret achten sollte. Damit schlagen wir zum Teil dann auch eine Brücke zum Teil 1 des Unterwasserfotografie-Workshops, der Begriffsklärung.

Alex und Sascha

2 Kommentare

  1. Die Frage kenne ich. Die Kosten die die Entscheidung für eine DSLR sind immens. Bei einer Komplettausrüstung hast du am Ende gut und gerne mal einen Gegenwert von einem Kleinwagen in der Hand.

    Und auch der zweite Punkt, den du ansprichst ist nicht von der Hand zu weisen. Um so umfangreicher, größer und schwerer die Ausrüstung ist – und das ist sie bei einer Spiegelreflexkamera halt – desto öfter wird man sie zuhause lassen und nicht mit zum See mitnehmen. Auch beim Transport in den Tauchurlaub sollte man das zusätliche Gewicht vorher berücksichtige – sonst gibt es am Flughafen eine böse Überraschung 😉

  2. Ich stehe im Moment vor der Entscheidung, ob ich mir eine neue Kamera kaufe oder nicht.
    Deswegen kommen mir eure Artikel gerade wie gerufen 🙂

    Ursprünglich hatte ich ja überlegt, ob es nicht doch gleich eine neue Spiegelreflex sein sollte – samt passendem Unterwasserzubehör. Nach dem Artikel hier habe ich noch mal verstärkt im Internet recherchiert und muss feststellen, dass man sich das wirklich gut überlegen muss, wofür man die Kamera am Ende wirklich Einsetzen will. Und ob man immer alles zusammenbauen, pflegen und warten möchte.

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