Im letzten Herbst fiel die Entscheidung: Wir gehen den nächsten Schritt und absolvieren im Sommer 2016 neben dem Advanced Nitrox auch den Normoxic Trimix Kurs.
Trimix-Kurs Hemmoor 2016

Dank persönlicher Kontakte war der Instruktor schnell gefunden und die Woche am Kreidesee Hemmoor mit zwei Häusern für den Trimix Kurs gleich gebucht. Für die weiteren Vorbereitungen und fürs Üben war also noch genug Zeit.

Doch wie es immer so ist: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Wenige Monate vorher musste mein Kurspartner Carsten wegen Krankheit leider absagen, wenig später zog ich mir einen Bänderriss im rechten Fuß zu. Tauchen? Unklar!

Die geplanten Vorbereitungstauchgänge in den letzten 8 Wochen vor dem Kurs fielen somit aus. Selbst kurz vorher war das Risiko, den Kurs wegen einer erneuten Verletzung absagen zu müssen, zu groß. Zumindest aber dafür hatte der Arzt vorsichtig grünes Licht gegeben. Während der Fuß gut heilte und zunehmend wieder stärker belastet werden konnte, kam eine Woche vor Kursbeginn die nächste böse Überraschung: Der Instruktor sagte (samt Familie) kurzfristig wegen einer anderen Verpflichtung ab. Zu kurzfristig um alles verschieben oder gar absagen zu können.

Nur durch einen glücklichen Zufall fand ich mit Carsten Rossow einen Ersatz, der sich bereit erklärte mit mir die Kurse zu machen. Nach Klärung der letzten Details und nun doch wieder mit einem guten Gefühl ging es Ende Juli dann nach Hemmoor.

Der Kreidesee Hemmoor

Der in Niedersachsen gelegene Kreidesee ist mit seinen gut 60 Metern Maximaltiefe und den oft guten Sichtweiten ein beliebtes Ziel für Sport- und Tec-Taucher.

Der heutige See wurde bis in die 70er Jahre als Kreide-Tagebau für die Zementindustrie betrieben und war phasenweise sogar bis zu 120 Meter tief. Nachdem der Abbau aufgegeben wurde, lief die Grube voll, so dass bis heute Überreste aus der aktiven Zeit erhalten blieben. Ergänzt wurden diese später durch versenkte Gegenstände und Fahrzeuge wie Wohnwagen, Boote oder ein Flugzeug.

Durch die kalten Wassertemperaturen und die zum Teil stark abfallenden Steilhänge sind nicht alle der 6 markierten Einstiege für Anfänger geeignet. Auch sind zwei getrennte Atemreglersyteme Pflicht.

Auf der Basis kann neben Pressluft auch Argon, Nitrox und Trimix gefüllt werden.

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der Tauchbasis unter www.kreideseetaucher.de oder demnächst auch hier als Tauchplatzbeschreibung.

Flaschen-Füllen bei Dive Station Hemmoor

Da ein Teil des Teams der Basis gerade mit dem U-Boot auf Expedition war, konnten wir unter der Woche auf der Basis nur Luft und kein Nitrox/Trimix füllen. Dadurch wichen wir auf die nahe gelegene Dive Station Hemmoor von Michael Deckert aus. Auch hier steht eine hervorragende Fülllogistik zu fairen Preisen zur Verfügung, man kann sich bei Bedarf gleich noch das ein oder andere Teil kaufen und kommt zudem noch schnell mit Michael ins fachsimpeln.

Advanced Nitrox und Normoxic Trimix

Beim Advanced Nitrox Kurs geht es darum, Tauchgänge mit zwei Nitroxgemischen inklusive Dekompression zu planen und durchzuführen. Zudem wird das Handling von Stageflaschen und der sichere Wechsel der Atemgase trainiert. Ziel des Kurses ist die Vorteile von verschiedenen Nitroxgemischen (EANx 22-99%) zu kennen und beim Tauchen optimal nutzen zu können. Natürlich gehören auch die Anforderungen, die die Ausrüstung mit sich bringt, zur theoretischen Ausbildung dazu. Der Kurs ist praktisch der Einstieg in das technische Tauchen bzw. das Tauchen mit Mischgasen, da hier viele Übungen, die später im Normoxic Trimix Kurs trainiert werden, bereits Kursbestandteil sind. Der Kurs besteht aus etwa vier Tauchgängen.

Der Normoxic Trimix Kurs schließt sich perfekt an. Hier wird das im Advanced Nitrox Kurs Erlernte ergänzt und verfeinert. Es werden Dekompressionstauchgänge mit normoxischen Trimixmischungen (Sauerstoffanteil von 18% bis 22%) als Atemgas bis 60 m Tiefe und verschiedenen Dekogasen trainiert. Das Ziel des Kurses ist es, Tieftauchgänge bis ca. 60 m mit normoxischen Trimixmischungen sicher durchführen zu können. Der Kurs besteht aus 6 Modulen (etwa 6 Tauchgänge).

Kursablauf

Wir kamen am frühen Sonntagnachmittag in Hemmoor an und bezogen erstmal unsere Unterkunft. Zum Eingewöhnen und zur Überprüfung der Tauchfertigkeiten planten wir noch einen Tauchgang vom Einstieg E1 aus entlang der Straße. Übungen zu Tarierung, Trimm und Flossentechniken waren schnell (und erfolgreich) absolviert.

Der Tauchgang war für mich zudem eine Premiere: das erste Mal war ich mit meinem (erst wenige Tage vorher eingetroffenen) neuen Santi e.Motion Trocki im Wasser. Mein Fazit: gutes Tauchgefühl, wunderbar große Taschen, super bequem, insgesamt also ein toller Anzug!

Ein Problem stellte ich bei diesem Tauchgang allerdings fest: Bei dem Backup-Regler kamen zum Ende hin aus der ersten Stufe zwar nicht viele aber doch kontinuierlich Luftbläschen. Bei der Kontrolle am Abend zeigte sich, dass es keiner der außenliegenden O-Ringe, sonder der, wie sich herausstellte, total kaputte (neue) Dichtring am Sinterfilter war. Zum Glück war er schnell getauscht (wozu führt man eine halbe Werkstatt mit?!?) und das Problem war beseitigt.

Am nächsten Tag ging es dann so richtig los mit dem Kurs. Stage-Handling, Gaswechsel, Ventilmanagement, Maske wechseln, Notfallsituationen/Stressmanagement und Boje schießen wurden immer und immer wieder geübt. Hinzu kamen noch kontrollierte Auf- und Abstiege, immer unter Einhaltung der maximalen Geschwindigkeiten und Stopps, Zeitschnorcheln mit Ausrüstung oder das Antauchen des Partners aus 15 m Entfernung ohne Luftversorgung.

Jeden Abend (und natürlich auch zwischendurch) folgt die Theorie, wobei es gut war, dass wir auch mal über den Tellerrand schauten und nicht nur das besprachen, was im Buch abgedruckt ist.

Nach den ersten drei Tagen hatten wir 5 Tauchgänge, jede Menge Theorie, einige gefüllte Flaschen und den ersten Kurs hinter uns. Jetzt konnte es also so richtig losgehen – auch mit den teuren Füllpreisen für das Trimix, wie sich schnell herausstellte…

Das erste Modul bestand praktisch nur aus Wiederholungen aus dem Advanced Nitrox Kurs und stellte deswegen keine Probleme dar. Auch im zweiten Modul gab es hauptsächlich bereits geübte Szenarien: Stagehandling, Gaswechsel, V-Drill.

Das dritte Modul war schon deutlich anspruchsvoller, insbesondere das Hochbringen und Retten des Tauchpartners. Während das Hochbringen, die Stopps und das Schleppen an der Oberfläche noch gut machbar waren, gestaltete sich das Ausziehen der Ausrüstung (mit zwei Stages an der Seite) doch deutlich schwieriger. Das war eine lehrreiche Erfahrung und zeigt ein mal mehr, wie wichtig es ist, auch solche Notfallprozeduren regelmäßig zu üben.

Im vierten Modul ging es dann endlich das erste Mal mit einem Trimix 21/35 auf Tiefe. Vom Einstieg E3 startend tauchten wir an der Boje ab, vorbei am LKW und am Rüttler, hinab auf 53 m Tiefe zur alten Treppe. Beeindruckend der Unterschied zu einem Tauchgang mit Luft, nahm man doch insgesamt viele Details (wie z.B. Felsstrukturen) wahr, die man vorher bei ähnlichen Tauchgängen gar nicht so mitbekommen hätte (das fiel mir gerade bei den Stopps auf dem Rückweg auf). Nach gut 45 Minuten und mehreren Deko-Stopps erreichten wir wieder die Wasseroberfläche.
Neu war hier auch die umfangreichere Vorbereitung des Tauchgangs, z.B. die Planung mittels MultiDeco-Software am PC/ iPad oder das Schreiben der Runtime Tabelle.

Beim fünften Modul hieß es erstmal wieder Üben, Üben und nochmals Üben. Wie bei den meisten Tauchgängen (die tiefen Trimixtauchgänge einmal ausgenommen), wurden die einzelnen Skills immer wieder trainiert und verfeinert. Vom Stagehandling und Gaswechsel über Bojeschießen bis hin zu den verschiedenen Notfallsituationen, alles musste praktisch im Schlaf beherrscht werden.

Das sechste und letzte Modul bestand wieder aus einem Trimix-Tauchgang. Vom E1 aus ging es über die Abbruchkante den Abhang hinunter bis auf 52 Meter. Die insgesamt recht schlechte Sicht (wie schon die ganze Woche über) verhinderte eine noch größere Tiefe.
Damit war der praktische Teil des Kurses bestanden, fehlte also nur noch die Theorie. Dieser Teil war dann am nächsten Abend auch geschafft.

Zum Abschluss unserer Zeit am Kreidesee Hemmoor unternahmen wir noch zwei Trimix-Tauchgänge vom E3 aus zum Wald, um das Gelernte gleich mal in der Praxis außerhalb eines Kurses anzuwenden.

  • Trimix-Kurs Hemmoor 2016
    Trimix-Kurs Hemmoor 2016

Mein Fazit

Beide Kurse waren sehr lehrreich und haben viel Spaß gemacht. Vielen Dank noch einmal an Carsten Rossow dafür.
Für mich ist klar, dass ich von nun an bestimmte Tauchgänge mit einem Trimix-Gemisch machen und auf Luft als Atemgas lieber verzichten werde. Allerdings werden wohl auch weiterhin die meisten meiner Tauchgänge mit Luft durchgeführt werden. Alleine schon wegen der Füllmöglichkeiten und Preise.
Was sicherlich ein wenig zu kurz kam, ist das Fotografieren, so dass kaum Fotos von uns an Land vorhanden sind – geschweige denn welche von Unterwasser… Aber das war während des Kurses einfach nicht möglich.

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2 Kommentare

  1. Ich hatte die Kurse ja etwas auf Umwegen und über einen daraus entstehenden persönlichen Kontakt machen können. Ich kann dir den Kontakt zu dem Instruktor gerne zukommen lassen.

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