Wer auf Madeira tauchen gehen will, dem muss vorher klar sein, dass man hier nicht das tropische Riff mit den vielen bunten Korallen, Anemonen und Fischschwärmen erwarten kann. Wer das tut, wird enttäuscht sein.
Foto: Spinnenkrabbe vor Madeira

Denn auch warme Wassertemperaturen von über 25 Grad sucht man hier im Atlantischen Ozean natürlich vergebens. Tauchen mit einem guten Nass- oder Halbtrockentauchanzug ist bei ca. 22 Grad Wassertemperatur Pflicht. Dafür hat man diese noch angenehmen Temperaturen von mindestens 18 bis maximal 25 Grad das ganze Jahr über – und das ohne Temperaturunterschiede in der Tiefe.

Die Lage Madeiras mitten im Atlantik bekommt man auch bei der teilweise rauen See zu spüren: Leichter bis mittlerer Wellengang ist an der Tagesordnung, was dann auch mal dazu führen kann, dass Einstiege bzw. ganze Tauchplätze am Hausriff zeitweise gesperrt werden. Schließlich erfolgen Ein- und Ausstieg über Leitern, die am Fels angebracht sind, was bei hohen Wellen manchmal etwas beschwerlich sein kann. Auch, dass Strömung vorkommen kann (!), sollte klar sein.

Unsere Unterkunft

Foto: Madeira - Hotel Galosol
Madeira – Hotel Galosol

Bevor wir zum Tauchen kommen, noch etwas zu unserem Hotel: Als Unterkunft hatten wir uns das Galosol ausgesucht, welches mit einem umfangreichen Sport- und Unterhaltungsprogramm aufwartet. Das Hotel liegt auf der Südseite der Insel, in Caniço de Baixo, und damit ca. 20 Autominuten von der weiter westlich gelegenen Inselhauptstadt Funchal entfernt. Neben dem 4-Sterne Galosol gibt es noch das 3-Sterne Galomar Hotel auf der gleichen Anlage. Die Anlage ist ein wenig in die Jahre gekommen, macht an sich aber einen guten und gepflegten Eindruck. Gleiches gilt für die Zimmer. Über das Essensbüfett kann man nicht klagen, es war abwechslungsreich, lecker und reichhaltig vorhanden.

Direkt vor der Hotelanlage befindet sich das Unterwassernaturschutzgebiet Garajau, welches als Portugals erster Unterwassernaturpark im Jahr 1986 gegründet wurde und eine Fläche von 376 ha umfasst. In diesem 7 km langen Gebiet ist jeglicher Fischfang und Bootsverkehr (außer Tauchboote) verboten.

Praktischerweise liegt auf dem Gelände der Galo Resort Hotels – und damit auch an diesem Hausriff mit seinen unterschiedlichen Tauchplätzen – gleich das Manta Diving Center.

Dieses kann man, ebenso wie die gesamte Badeanlage, bequem mit einem Fahrstuhl von der Hotelebene aus erreichen. Mit nur wenigen Schritten kann man so direkt im Hausriff abtauchen.

Die Tauchplätze

Foto: Unterwasserfelslandschaft
Unterwasserfelslandschaft

Wie zu erwarten, sind die Tauchplätze von steinigem Untergrund und Felsen geprägt, welche viele Versteckmöglichkeiten für Kleinfische, Seeigel, Garnelen und Krabben bieten. Im Sommer ab Ende Juli geben sich dann auch große Rochen, vom Stechrochen bis zum Manta, die Ehre.

Die beiden Haupttauchplätze sind hier der “Lavafinger” und die “Arena”.

Der Lavafinger ist eine Gesteinsformation, welche vom Ufer aus wie ein Finger in den Atlantik hinaus zeigt. Zu sehen gibt es hier neben vielen Feuerwürmern und Seeigeln, einige Krabben und Garnelen auch Esmeralda, die Haus-Muräne.

Zur Arena sind es ungefähr 5 bis 10 Tauchminuten. In dem Rund trifft man neben größeren Zackenbarschen auch mal auf große Rochen, wie die Hornschwanz-Stechrochen, die mit einer Größe von bis zu 3 Metern ordentlich Eindruck machen. An der Arena gibt es auch einen Tunnel, den man aus der Tiefe kommend durchtauchen kann.

Neben den beiden genannten Tauchplätzen gibt es am Hausriff noch mehr zu erkunden (z. B. eine kleine Höhle oder die Riffwelt bei Nacht).

Und wem das nicht ausreicht, der kann an einem der Bootstauchgänge teilnehmen, die mehrmals wöchentlich angeboten werden. Cap Garajau und das T-Riff (wer schon mal da war, der weiß warum das so heißt 😉 ) sind hier die angesteuerten Ziele. Besonders bei Garajau trifft man wieder auf die für Madeira bekannten Zackenbarsche, von denen einige eine beeindruckende Größe vorweisen können. Größen von über einem Meter sind keine Seltenheit. Die Tiere sind den Besuch der Taucher gewohnt und wenig scheu.

Das Manta Diving Center

Foto: Madeira, Manta Diving Center
Madeira, Manta Diving Center

Trotz des teilweise sehr hektischen Betriebs wird man von Stefan und seinem Team immer freundlich und hilfsbereit aufgenommen. Wenn man Fragen hat, kann man sich immer an einen von ihnen wenden. Und auch als selbständiges Buddyteam erhält man selbstverständlich und unkompliziert vom Team ein entsprechendes individuelles Tauchgangsbriefing, wenn man möchte.

Wer noch Ausrüstungsteile benötigt, der kann sich hier von Flossen über Anzüge bis zum Tauchcomputer alles kostenpflichtig leihen. Wer mit Nitrox tauchen will, der sollte sich seinen eigenen Computer aber lieber selber mitbringen, um die Vorteile von Nitrox auch nutzen zu können. Die Leihcomputer sind lediglich für den Gebrauch von Luft eingestellt/vorhanden.

Soweit wir das (dank eigener Ausrüstung) beurteilen konnten, machten die Ausrüstungen durchweg einen vernünftigen Eindruck, was wohl daran liegt, dass sie regelmäßig ausgetauscht werden.

Flaschen und Atemgas

Getaucht wird mit Luft oder einem 32er Nitrox. Erhältlich sind vereinzelt 7, 10 und 15 Liter Stahlflaschen, ansonsten die Variante mit 12 Litern. Die Flaschen haben hauptsächlich DIN-Ventile, aber auch welche mit INT-Ventilen sind vorhanden. Einen Adapter braucht man also nicht mitbringen.

Checktauchgang

Der erste Tauchgang vor Ort wird immer mit einem Checktauchgang verbunden. Maske abnehmen und wieder ausblasen, sowie eine Ohne-Luft-Situation mit Oktopusatmung werden dabei als Übungen abgefragt. Der Checktauchgang ist für alle verpflichtend, egal wie viele Tauchgänge oder Brevets man vorweisen kann.

Unabhängiges oder begleitetes Tauchen?

Nach erfolgreich absolviertem Checktauchgang, kann man die Tauchplätze dann entweder alleine erkunden, an einem der erwähnten Bootstauchgänge teilnehmen oder sich den geführten Tauchgängen anschließen. Letztere werden zweimal am Tag (9:30 Uhr und 13:30 Uhr) angeboten, ebenso wie die Termine für die Check- und Ausbildungstauchgänge. Zu diesen Zeiten ist dann natürlich noch mehr los als ohnehin schon.

Als “Unabhängige Taucher” hat man es da etwas besser (zumal 9:30 Uhr schon sehr früh für den Urlaub ist…) und kann sich die Zeiten weitgehend selber aussuchen. Weitgehend deshalb, weil bereits um 15:30 Uhr der letzte Tank ausgegeben wird und man dann bis 17 Uhr wieder zurück sein muss. Sonntags muss man schon bis mittags wieder da sein, es finden an diesem Tag auch keine begleiteten Tauchgänge statt (das Basispersonal braucht auch mal einen Ruhetag zum Entsättigen).

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man sich am besten dann fertig macht, wenn die Taucher der begleiteten Tauchgänge gerade noch im Wasser sind und dann reingehen sollte, wenn sie rauskommen. Dann sind nämlich die wenigsten Taucher im Wasser und man hat das Hausriff fast für sich alleine.

Nur Tauchen? Nein!

Foto: Madeira
Madeira

Madeira bietet aber nicht nur die Möglichkeit im Atlantik tauchen zu gehen. Auch für nichttauchende Partner oder Familienmitglieder hält die ganze Insel reichhaltige Aktivitäten bereit.

Unkompliziert vermittelt das Hotel andere Unternehmungen wie Paragliding, Mountainbike- und Wandertouren, Wal- und Delfinbeobachtungen und vieles mehr. Wir können einen Besuch der Hauptstadt Funchal, verbunden mit einer Seilbahnfahrt hinauf nach Monte ebenso empfehlen wie eine Delfintour, die vom Hafen Funchals aus losgeht.

Auch eine kleine Wanderung zum Ponta do Garajau mit seiner Christusstatue (ähnlich der in Brasilien) ist eine nette Abwechslung. Für jeden sollte hier also was dabei sein.

Mehr Informationen zu Madeira und den Sehenswürdigkeiten kann man sich schon vorab in einem der vielen Reiseführer anschauen und raussuchen.

In unserer Bildergalerie findet ihr eine kleine Auswahl an Fotos zum “Tauchen auf Madeira”.

Fotos “Tauchen auf Madeira”

  • Foto: Zackenbarsch vor Madeira
    Zackenbarsch vor Madeira

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10 Kommentare

  1. Top – wir sind sozusagen “Leidensgenossen” – zwar in Funchal stationiert bei den Kollegen von exploramadeira, wir sind aber auch mal in der Atalaya Cave tauchen gewesen mit den “Mantas”.
    Wenn man sich darauf einstellt, dass die tropischen Riffen fehlen, kann man echt tolle Tauchtage mit viel interessanten Fischen und anderen Meeresbewohnern verbringen. Und wenn man wie wir mit nicht-tauchenden Partnern unterwegs ist, bietet Madeira ein tolles Abwechslungsprogramm – wunderschöne Insel! Viele Grüße, Jan

  2. Hi allerseits, vielen Dank für den netten Beitrag. Wir haben ähnliche Erfahrungen beim Tauchen auf Madeira machen dürfen. Wer tropische Korallenvielfalt erwartet, der ist einfach fehl am Platz. Wir haben unserer Erwartungen entsprechend runtergeschraubt und waren dann doch überrascht, wie artenreich insbesondere das Gebiet um Garajau ist. Auch die Felsformationen unter Wasser haben was für sich. Wir haben rund 20 Tauchgänge rund um Funchal absolviert und haben unter anderem große Rochen, Wracks, Zackenbarsche und tatsächlich Fischschwärme erleben dürfen.
    Nur Tauchen – kann man machen, muss man aber nicht. Denn die schöne Insel Madeira hat eine Menge zu bieten.

  3. meine Tochter hat den SSI Junior OpenWater Diver und ca. 30 Tauchgänge. Kann sie bei Euch auch tauchen?

  4. Viel Spaß und einen schönen Urlaub 🙂

  5. Informativer Beitrag, der mir die Frage ob ich buchen soll oder nicht gerade beantwortet hat. Ende Juni geht es eine Woche nach Madeira 🙂

  6. ich möcht gern mit dem tauchen anfangen, in diesem november, würd aber ungern weit fliegen… ist madeira auch was für anfänger? oder haben sie einen anderen tipp? mfg&vielen dank

  7. Vielen Dank. Freut mich, dass euch der Artikel gefällt.
    Malta und Gozo müssen auch schön, steht noch auf der Liste…

  8. Klasse geschrieben mit schönen Fotos. Wäre sicher auch mal was für uns – aber jetzt gehts erst mal nach Gozo.

  9. Schöner hilfreicher Text der sich leicht liest. Tolle Bilder!

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